Leben im Mehrgenerationenhaus – was bedeutet das ganz praktisch?

Einen spannenden Abend erlebten die Teilnehmenden beim Vortrag von Maria Bruckbauer aus Landshut zum Thema Mehrgenerationenwohnen. Maria Bruckbauer ist 73 Jahre alt, sie kam gemeinsam mit ihrem Mann Fridolin Ritter nach Simbach. Die beiden waren Initiatoren und Hauptmotoren bei der Planung und Verwirklichung der GeWoSchoen (Genossenschafts Wohnen in Schönbrunn), seit 2017 leben sie im „Haus an der Isar“.

In 22 Wohnungen leben dort zur Zeit 32 Erwachsene und 5 Kinder bzw. Jugendliche im Alter von 8-78 Jahren. Es leben Singles, Paare und Alleinerziehende zusammen, Menschen mit und ohne Behinderungen, Menschen mit und ohne Wohnberechtigungsschein. Maria Bruckbauer berichtete von der Organisation des Alltags, in dem gemeinsame Unterstützung und die Kommunikation miteinander ebenso eine große Rolle spielen wie Arbeitseinsätze im Garten und das Feiern („wir feiern viel“). Ein großer Gemeinschaftsraum steht allen offen, dort finden Hauskonzerte statt, es wird gemeinsam gekocht und gegessen, auch die Nachbarn können diesen Raum nutzen. Ein Zimmer kann unkompliziert für Gäste gebucht werden, wenn in der eigenen Wohnung der Platz nicht reicht und der Nutzgarten wird gemeinsam bewirtschaftet. 

Großes Interesse fand die Rechtsform „Genossenschaft“. Sie ist die Eigentümerin der Immobilie, die Bewohner:innen haben dafür Eigenkapital eingelegt und zahlen je nach Wohnungsgröße ein Nutzungsentgelt. Sie mieten sozusagen ihre eigene Immobilie. Dafür haben sie dauerhaftes Wohnrecht, das im Todesfall vererbt wird. Durch die finanzielle Beteiligung steigt auch die gemeinsame Verantwortung aller. Hilfreich waren in der Planungszeit ein gutes und erfahrenes Architekturbüro, „das uns geduldig ertragen hat“ und die Unterstützung durch die Stadt Landshut. 

Offen und ehrlich berichtete Maria Bruckbauer von den Hürden am Anfang: Geld war ganz am Anfang ein Problem und dann die Organisation des Zusammenlebens in den ersten beiden Jahren. „Stellen Sie sich vor, 32 Menschen mit verschiedenen Alltagen und Lebensgewohnheiten ziehen innerhalb von ein paar Wochen zusammen, verschiedene Vorstellungen von basisdemokratisch bis mir ist alles wurscht“, so beschrieb die temperamentvolle Frau die Anfangszeit. Aber es hat geklappt, noch niemand ist freiwillig ausgezogen. Es geht den Menschen gut in dieser Gemeinschaft, in der nichts ausgeht (eine kurze Nachricht genügt, wenn jemand keine Eier mehr daheim hat) und in der viele Alltagsdinge gemeinsam genutzt werden. Die Balance zwischen Nähe und Distanz muss immer wieder gefunden werden, aber das gelingt den Menschen im „Haus an der Isar“ in Landshut offensichtlich gut. 

Zum Abschluss lud Maria Bruckbauer zu einem Besuch vor Ort ein, ein Termin wird noch gesucht.

Interessentinnen und Interessenten an einem Mehrgenerationenwohnen in Simbach hatten die Gelegenheit, sich in eine Liste einzutragen, das Thema soll weiterverfolgt werden.