Der Weg vom Kloster zum Mehrgenerationenhaus

Besuch des Stadtvereins Simbach im Parkwohnstift Tettenweis

Der Stadtverein Simbach hat zu einer geführten Besichtigung ins Parkwohnstift in Tettenweis eingeladen. Das Kloster der Benediktinerinnen wurde dort umgebaut zum Service-Wohnen für Seniorinnen und Senioren.  Zum Gesamtkonzept für die Nutzung des 38.000 m² großen Geländes gehört ein Netzwerk aus Betreutem Wohnen in unterschiedlich großen Appartements mit dem Angebot eines ambulanten Pflegedienstes und einer Seniorentagesstätte, die zum Treffpunkt für ältere Menschen aus der Umgebung wurde. Das Klostercafé mit hausgemachten Kuchen ist am Wochenende für die Allgemeinheit geöffnet und der Kindergarten bietet Gelegenheit für regelmäßige Begegnungen von Jung und Alt. Hintergrund der Besichtigung war die Umnutzung des Klosters Marienhöhe nach dem Wegzug der Schwestern aus Simbach. Der Stadtverein will Informationen und Ideen für Simbach sammeln und diskutieren.

Frau Sabine Lehmann, Mitarbeiterin an der Rezeption und Ansprechpartnerin des Parkwohnstiftes, führte die Besuchergruppe aus Simbach, unter ihnen auch der Seniorenbeauftragt Paul Schwarz und die Stadträte Claudius Seidl und Josef Jungsberger, durch die Anlage. Sie berichtete über die Entwicklung des Klosters zum Mehrgenerationenhaus und über den aktuellen Stand.

Das Kloster St. Gertrud wurde 1899 von der Benediktinerinnenabtei Frauenwörth gegründet, dazu gehörte auch ein landwirtschaftlicher Betrieb mit Legehennen und Schweinemast. Bekannt war vielen aus der Gruppe auch noch die Steppdeckennäherei. Im Jahr 2018 entschlossen sich die Schwestern, ihr Kloster einer neuen Nutzung zu öffnen. Die Hans Lindner Stiftung hat das Klosterareal übernommen und es in einen attraktiven Platz für Jung und Alt entwickelt. Die verbleibenden 8 Benediktinerinnen haben Wohnrecht in einem eigenen Trakt, sie können weiterhin in ihrer Gemeinschaft im Haus leben und bereichern das tägliche Leben aller. Durch die neue Ausrichtung wurden Arbeitsplätze in Tettenweis gesichert und darüber hinaus neue Arbeitsplätze geschaffen.

Im Jahr 2020 startete das Betreute Wohnen mit den ersten 4 Mietern, heute ist das Haus auf 60 Personen ausgerichtet.  Die historischen Klostergebäude wurden dafür vollständig barrierefrei umgebaut. Es stehen Ein- und Zweizimmerappartements in unterschiedlichen Größen zur Verfügung. Zusätzlich wurden 3 Appartementhäuser mit jeweils 4 Wohnungen von 60m² Wohnfläche und eigener Terrasse im großzügigen Außenareal verwirklicht. Alle Wohnungen sind mit großzügigen barrierefreien Bädern und einer Küchenzeile ausgestattet. In der Miete enthalten sind Leistungen wie die wöchentliche Reinigung der Appartements, die Reinigung von Bettwäsche und Fenstern, Hausmeisterdienste und die Nutzung der Gemeinschaftsräume. Durch den Pflegedienst besteht eine nächtliche Notrufbereitschaft.  Verschiedene Dienste können zugebucht werden, zum Beispiel die Mahlzeiten aus der hauseigenen Küche. Auch für das soziale Miteinander ist durch vielfältige Angebote gesorgt: Montag und Donnerstag finden Einkaufsfahrten nach Pocking oder Bad Griesbach statt. Der Dienstag ist für Ausflüge vorgesehen, der Mittwoch für Gesellschaftsnachmittage, am Donnerstag Gesellschaftsspiele, im 14tägigen Rhythmus Chorsingen und am Freitag Gedächtnistraining.

Einige Räume im Erdgeschoss sind vermietet an kleine Firmen, darunter auch ein Friseur. Direkt neben dem Empfang ist eine Postfiliale eingerichtet, die auch den Tettenweisern als Anlaufstation dient. Beim Rundgang waren die Gäste beeindruckt von dem geschmackvoll und komplett barrierefrei renovierten Gebäude und den gepflegten Außenanlagen. Der Innenhof wird im Sommer als Terrasse für das Café genutzt und beim „Winterzauber“ zieht ein Adventsmarkt hier ein. Dieser wird gemeinsam mit den Bürgern von Tettenweise gestaltet. Sabine Lehmann beantwortete beim Rundgang sehr sympathisch und kompetent alle Fragen. Viele Informationen gab es:  In der hauseigenen Wäscherei wurden inklusive Arbeitsplätze geschaffen. Die Heizung wird über eine eigene Hackschnitzelanlage gewährleistet. Stellplätze, teilweise auch Garagen stehen für Autos zur Verfügung. Für Besuch, die von auswärts kommen, kann ein Gästezimmer gebucht werden. Probewohnen ist möglich, um eine Entscheidung für den Umzug zu erleichtern. Sie berichtete auch, dass die Bewohnerinnen sowohl aus der Umgebung, aber durchaus auch aus weiterer Entfernung kommen. Zum Teil verkaufen sie ihre Häuser, um ihren Lebensabend in Tettenweis verbringen zu können.

Im großzügigen Park mit dem alten Baumbestand findet sich eine Bocciabahn. Nicht weit entfernt ist der Gebäudetrakt mit dem Kindergarten, der Räume für drei Gruppen und eine Krippe bietet. Es gab beim Rundgang die Möglichkeit, unterschiedlich große Appartements zu besichtigen, die gerade leer standen. Überall gehörte ein Balkon mit dazu.

Highlights waren auf dem Rundgang noch die repräsentativen Räume im ehemaligen Schlossgebäude: die holzgetäfelte Bibliothek, die auch heute noch für ein lesehungriges Publikum offen steht. Weitere Prunkräume sind der Festsaal (der ehemalige Speiesaal des Klosters) und die Gute Stube, ein Saal, der für Aktivitäten wie Kurse zur Verfügung steht. Der Festsaal, der einem Rittersaal nachempfunden ist, wird auch vermietet, Firmen führen hier Veranstaltungen durch, aber auch für Trauungsfeiern wird er gerne genutzt. Ebenso kann die Kegelbahn im Keller von Externen gemietet werden. Wie alle anderen Räume wurde auch die hauseigene Kirche brandschutzgerecht saniert.  

Zum Abschluss entließ Frau Lehmann die Gruppe in das gemütliche Café, wo bei Kaffee und Kuchen angeregt über die Eindrücke und mögliche Ansätze für Simbach diskutiert wurde. Überzeugt hatte die Besucher das Konzept, in dem selbstbestimmtes Leben für ältere Menschen ermöglicht wird. Gleichzeitig geben die verschiedenen Angebote Sicherheit und erleichtern das alltägliche Leben. Und die Gemeinschaft schützt vor Einsamkeit im Alter.